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Wochenabschnitt Dewarim – Schabbat Chason – Die Verbindung der ‘Mischne Torah’ mit Eretz Jisrael

„Eleh haDewarim ascher diber Mosche el Kol Jisrael“ – „dies sind die Worte, die Mosche zu ganz Jisrael sprach“.

Der Nawi (Prophet) Jirmijahu stellte folgende Frage (9,11): „Wer ist der kluge Mann, der versteht, weshalb das (Heilige) Land untergegangen ist?“ Haschem antwortete ihm: Weil sie meine Torah verliessen!

Bekannt sind die Worte unserer Weisen sl. die dazu sagten:

„Keiner der Chachamim wusste den Grund des ‘Churban haBajit’ (Zerstörung des ersten Tempels), bis es Hkb“H selbst erklärte: „Al schelo barchu baTorah techila“, sie sprachen vor dem Torah-Lernen nicht die dafür erforderliche Beracha[1] [1].

Die Ba’ale Mussar beschäftigen sich intensiv mit diesem Ausspruch von Chasa“l und wundern sich: „Kann denn die katastrophale Zerstörung des “Bet haMikdasch [2]” und die Vernichtung von vielen tausenden Jehudim nur wegen dieser einen ‘Awera’ (Vergehen) geschehen sein?”

Außerdem widerspricht dies einer anderen Aussage der Chasa“l, die besagt, dass das erste ‘Bet haMikdasch’ wegen dem Begehen der schlimmen Sünden “Awoda Sara, Giluj Arajot und Schefichat Damim” (Götzendienst, Ehebruch und Blutvergießen) zerstört wurde[2] [3]. Weshalb sagt der Jirmijahu haNawi, dass niemand von den Chachamim den Grund der Zerstörung kannte? Und wieso erwähnte Hkb“H in Seiner Antwort nicht diese schlimmen Vergehen und begnügte sich stattdessen nur mit dem relativ “kleinen” Vergehen des Weglassens der “Birkat haTorah”?

Rabbi Josef Te’umim sZl., der Pri Megadim (Frankfurt a.d. Oder, gest. 5552/1793) schreibt, dass Eretz Jisrael einst die Fläche von 400 Parssaot mal 400 Parssaot umfasste (ca. 1600 km2), wie in der Gemara an vielen Stellen berichtet wird[3] [4], dass es aber wegen unserer Sünden schrumpfte. Seine Größe beträgt sich jetzt nur noch die Dauer eines Fussmarsches von einem Tag auf sechs Tage. Wenn der Klall Jisrael “Torah liSchma” (nur des g’ttlichen Willens wegen) lernt, vergrößert sich das Land durch die Offenbarung der ‘Schechina’ (Präsenz G’ttes), und im umgekehrten Fall schrumpft es wieder zusammen.

Das physische Land von Eretz Jisrael ist an dessen geistigen Zustand gebunden![4] [5]

Somit erklärte Rabbi Chajim Josef Dawid Asulai sZl., der Chid“o (gest. in Livorno, 5566/1806), die Frage von Jirmijahu, der fragte: „Weshalb ging das Land verloren?“ Damit war nicht die Sünde gemeint, die zur Zerstörung des ‘Bet haMikdasch’ führte, weil allgemein bekannt war, dass dies wegen der Vergehen der drei schlimmsten Awerot geschah. Und deshalb erwähnte Haschem diese auch nicht in seiner Antwort. Vielmehr bezog sich die Frage des Nawi auf Eretz Jisrael: Er wunderte sich darüber, weshalb es plötzlich so sehr schrumpfte.

Als niemand die Antwort darauf wusste, erklärte es ihm Hkb“H selber und sagte: „Al schelo barchu baTorah techila“, was von Rabenu Jona von Girundi (Girona-Spanien, gest. 5024/1263) so erklärt wird[5] [6]: „Der Klall Jisrael lernte damals nicht ‘Torah liSchma’, weil sie die Torah nicht so ernst nahmen. Sie lernten sie nur so, wie man irgendwelche Geschichten liest.

Deshalb fanden sie es auch nicht für nötig, eine Beracha darauf zu machen[6] [7].

Einen Monat vor seiner ‘Petirah’ (Dahinscheiden) ermahnte Mosche Rabenu den ganzen Klall Jisrael, auch in Zukunft, nach seinem Ableben, die Torah und Mizwot zu beachten: „Eleh haDewarim ascher diber Mosche el Kol Jisrael“. Er wies sie auf früher begangene Sünden hin, gab ihnen ‘Mussar’ (Zurechtweisung) für die Zukunft und wiederholte ihnen die ganze Torah. Daher wird das Chumasch Dewarim „Mischne Torah“ genannt. Doch was bezweckte Mosche mit der Wiederholung der ganzen Torah?

Chasa“l sagen: „Als die Bne Jisrael nach Eretz Jisrael kamen, wurden ihnen als erstes drei Mizwot gegeben: Einen König einzusetzen, das ‘Bet haMikdasch’ zu bauen und die Nachkommen von Amalek zu vernichten“[7] [8].

Der König musste – selbst dann, wenn er eine ‘Sefer Torah’ von seinen Vätern erbte – diese in seinen Schatzkammern verwahren und sich eine „Mischne Torah“, eine zweite Sefer Torah schreiben lassen, die er dann immer mit sich herumtrug. Der Passuk begründet dies damit (Dewarim 17,18): „Damit er dadurch lerne, G’tt zu fürchten, alle Worte dieser Lehre und diese Gesetze zu hüten und sie zu erfüllen“. Das ständige Herumtragen der Torah mit sich sollte ihn daran erinnern, dass er sich immer und überall gemäss der Torah, gemäss G’ttes Willen aufführen muss. Deshalb genügte nicht die eine Sefer Torah, die er von seinen Vorfahren erbte. Denn die Torah ist kein bloßes Geschichtsbuch, das wir von unseren Vätern geerbt haben. Es muss in ihr so gelernt werden, dass man das Gelernte auch erfüllt und in der Tat umsetzt – eben “Torah liSchma”.

Denn ‘Torah liSchma’ bedeutet die Torah mit dem Vorsatz „sie zu erfüllen“ zu lernen[8] [9]. Dies war die Lehre der “Mischne Torah“ des Königs, der als Vorbild des Klall Jisrael fungierte.

Mit einem solchen Mann als Vorbild konnte Jisrael seinen G’ttesdienst richtig ausführen und das ‘Bet haMikdasch’ aufbauen – ihre innere Heiligkeit durch die „liSchma“ gelernte Torah stärken – und somit alle Nachkommen von Amalek, die unreinen Kräfte des ‘Jezer haRa’, beseitigen.

Deshalb wiederholte Mosche die ganze Torah vor dem Einzug der Bne Jisrael nach Eretz Jisrael. Er bezweckte damit, ihnen diese Regel ans Herz zu legen. Die Eroberung von Eretz Jisrael – der G’ttesdienst im Heiligen Land, wie auch die Vernichtung der sieben götzendienenden Völker – die Beseitigung des Koach haTum’ah (unreinen Kraft), all dies ist mit dem Lernen von „Torah liSchma“ verbunden.

Denn das materielle und physische Land ist an deren geistige Kraft verbunden:

Durch die ‘Torah liSchma’ vergrößert sich nicht nur das physische Land für Jisrael, sondern auch ihre geistigen Kräfte und Madregot (Stufen), wie Chasa“l das Torahlernen in Eretz Jisrael hervorheben: „Es gibt nichts wie die Torah und die Chochma von Eretz Jisrael”[9] [10], denn „Awira de’Eretz Jisrael machkim” – „die Luft von Eretz Jisrael macht klug”[10] [11]. Hingegen bei deren Fehlen schrumpft nicht nur der Grund und Boden, sondern, ‘chalila’ (G’tt behüte), auch Jisraels geistiges Niveau und Fähigkeiten!

Diese Regel gilt auch heute: Der Klall Jisrael muss sich bewusst sein, dass es nicht die politischen Entscheidungen oder militärischen Kräfte sind, die das Geschick von Eretz Jisrael steuern. Die Vergrößerung oder Verminderung des ‘Heiligen Landes’ ausschließlich vom ‘Limud Torah liSchma’ ab!

  1. Nedarim 81a [12]
  2. Joma 9b [13]
  3. Siehe Raschi Bamidbar 13,25, Megila 3a u.a. [14]
  4. Pi Megadim zu Schulchan Aruch (Orach Chajim 47, in M”S) [15]
  5. Ra“n zu Nedarim ibid. [16]
  6. Chomat Anach zu Jirmijahu ibid. [17]
  7. Sanhedrin 20b [18]
  8. Reschit Chachma (Einleitung 22-24 und Scha’ar haTeschuwa 7,14) gemäß Sefer Chasidim 544 [19]
  9. Sifri Anfang Parschat Ekev und Midrasch Bereschit Rabba 16,4 [20]
  10. Baba Batra 158b [21]